Herr Adelsbach sucht das Glück
Relegation Der FC Hammelburg muss nach der unglücklichen
Niederlage gegen den VfL/Spfr. Bad Neustadt seinen Traum von der Kreisliga Rhön
wieder um ein Jahr verschieben.
Auf dem Rücken. Auf dem Bauch. Die Enttäuschung hatte
Hammelburgs Fußballer niedergestreckt. Unsichtbare Bleiwesten auf den
Schultern. Immerhin: Die FC-Fans, die ihr Team 120 Minuten lang vorbildlich
unterstützt hatten, spendeten Trost. Wendeten sich nicht ab. "Wir kommen
wieder. Das gebe ich Dir gerne auch schriftlich", sagte einer der
Unterstützer spontan zum Mann von der Zeitung. In schweren Zeiten hilft eine
gehörige Portion Trotz allemal gegen aufziehende Depression.
Hammelburgs Schwermut war verständlich. "Wie im letzten
Jahr sind wir in letzter Sekunde gescheitert", erinnerte sich Ralf
Adelsbach zwangsweise an den Aufstiegskampf der Vorsaison, als der FCH im
Titelstechen das bessere Ende dem FC Westheim überlassen musste. Nach
Elfmeterschießen. Danach folgte das Aus in der Relegation. Wie jetzt.
Im Vorfeld hatte Hammelburgs Trainer auf ein frühes Tor
gehofft. Wäre aufgrund von Ausfällen und angeschlagener Spielern mit einem
Elfmeterschießen zufrieden gewesen, um dort das Glück endgültig zu zwingen. Doch
das Schicksal trieb wieder ein böses Spiel mit den Grünen. Die bekamen nämlich
ihr frühes Tor. Nach vier Minuten. Der Freistoß-Aufsetzer von Ralf Adelsbach
ließ Neustadts Schlussmann Benedikt Kolb schlecht aussehen. "Das war genau
so gewollt. Solche Bälle sind für den Keeper extrem unangenehm", sagte der
Standard-Experte. Zuvor gefoult worden war Mike Ludewig, der trotz Verletzung
auf die Zähne biss. Auch Markus Kirchner tauchte überraschend im Kader auf,
wurde aber erst spät eingewechselt.
Fast sogar das 2:0, doch Wjatscheslaw Laber hatte sich einen
Tick zu lange Zeit gelassen bei seinem abgeblockten Schuss. Und dann das: Mit
einem direkt verwandelten Eckball glich der Kontrahent aus. Ein Kunstschuss,
der Bad Neustadt ins Spiel brachte in einem Match auf überschaubarem Niveau.
Dass es dennoch unterhaltsam blieb, war auch Neustadts Schlussmann geschuldet.
Kolb reagierte erst exzellent beim nächsten Adelsbach-Freistoß, um beim
folgenden Eckball böse daneben zu greifen. Hammelburgs Jubel nach dem Treffer von
Lukas Hofbauer erstickte der Pfiff des Unparteiischen, der zuvor ein Foulspiel
gesehen hatte.
Das Glück blieb auf Seiten der Bad Neustädter, die zur Pause
führten, weil Alexander Ortloff halb im Fallen getroffen hatte nach dem
Freistoßball von Florian Keidel. Aber Hammelburg verzagte nicht, kam zurück.
Wieder war ein Adelsbach-Freistoß Ausgangspunkt. Diesmal als Flankenball
geschlagen, den Dennis Schmidt per Kopf veredelte. Jetzt hätte Fortuna die
Seiten wechseln können. Tat die Göttin des Glücks aber nicht, weil Kolb den
Kopfball von Christian Ohmert mit einem starken Reflex entschärfte. Die
Endphase gehörte allerdings der Elf des verletzten Matthias Gerhardt: Erst
hatte Michael Gerhardt nach einem Patzer von FC-Keeper Niklas Günther den
Pfosten, dann Alex Ortloff per Kopf die Latte getroffen. Auch in der
Verlängerung half Aluminium den Hammelburgern, als Keidels Freistoß-Hereingabe
an den Innenpfosten klatschte, ehe sich Günther im Duell mit Thomas Gerhardt
auszeichnen durfte. Hälfte zwei der Extra-Zeit gehörte den FClern, die in
Person von Robert Stapper und Laber zwei Hochkaräter besaßen, doch am
VfL-Schlussmann sollte es kein Vorbeikommen mehr geben.
Und dann Minute 120. Freistoß. "Der war total
unnötig", ärgerte sich Adelsbach später über den finalen Knockout durch
Thomas Gerhardt. Schiedsrichter Peter Dotzel pfiff die Partie erst gar nicht
mehr an. "Unser Sieg war aufgrund der Verlängerung verdient. Ich bin
jedenfalls stolz auf meine Truppe, dass sie nach dem Abstieg so zurückgekommen
ist. Der Charakter stimmt bei uns. Und daher ist es mir egal, wer unser Gegner
jetzt am 7. Juni ist", sagte Matthias Gerhardt.
Auch Ralf Adelsbach wollte seiner Mannschaft keine
Vorhaltungen machen. "Jeder hat sein Bestes gegeben. Spielerisch war das
nicht besonders schön, aber man kann immer nur nach seinen Möglichkeiten
gehen."
Der 36-Jährige wird Spielertrainer bleiben. Und hofft
vielleicht doch auf die drei Jugendspieler, die derzeit in Schweinfurt kicken.
"Die wollten im Falle des Aufstiegs zu ihrem Heimatverein zurückkehren.
"Mit diesen Eigengewächsen noch einmal zusammenzuspielen, wäre ein
Traum", findet Adelsbach. Das verflixte Glück, irgendwann muss es doch die
Abzweigung nach Hammelburg finden.
Torfolge 1:0 Ralf Adelsbach (4.), 1:1 Florian Keidel (15.),
1:2 Alexander Ortloff (35.), 2:2 Dennis Schmidt (56.), 2:3 Thomas Gerhardt
(120.).
Schiedsrichter Peter Dotzel (Heidenfeld).
Zuschauer (in Eltingshausen) 940.
FC Hammelburg Günther, Stapper, Holzinger, Kreß, Adelsbach,
Bussmann, Schmidt, Roth, Hofbauer, Ludewig, Laber; eingewechselt: Ohmert,
Drachenberg, Kirchner.
VfL/Spfr. Bad Neustadt Kolb, Polzer, Balling, Fiedler,
Hölzer, Hoch, Diemer, Keidel, Wieczoek, Th. Gerhardt, Ortloff; eingewechselt:
Poppe, Mi. Gerhardt, Rat.